Zauberhafte Überflieger
Seit fast einem viertel Jahrhundert jazzt sich das polnische Marcin Wasilewski Trio mit zauberhaft melodiösen Sounds durch die Szene. Wunderbar auch, was Nguyên Lê, ein Franzose mit vietnamesischen Wurzeln, seiner Gitarre entlockt. Eines war sicher: beide Acts verzauberten das Halberstädter Publikum.
Dabei war der abendliche Auftritt des polnischen Dreigestirns fraglich, denn ein Autobahnunfall hatte die Musiker über Stunden aufgehalten. Doch letztlich taten diese vorangegangenen Unwägbarkeiten der Spielfreude des eher klassischen Jazztrios keinen Abbruch. Ebenso begeistert wurden auch die ungewöhnlich bizarren Gitarrenklänge der französischen Formation vom Publikum aufgenommen, gelang es doch einen weiten Spannungsbogen zwischen europäischen und asiatischen Musiktraditionen aufzubauen.
Marcin Wasilewski Trio
Das polnische Marcin Wasilewski Trio klingt wenig aufdringlich und schrill, aber dafür umso mehr zauberhaft. Eine Mischung aus Feierabendbier mit Freunden und einer langen Autofahrt auf der Route 66, bei der endlose Landschaften an einem vorüberziehen. Die bei dem renommierten Münchener Jazzlabel ECM unter Vertrag stehenden Polen haben in ihren Aufnahmen und auch Konzerten durch eine ungeheuer melodiöse wie romantische Spielweise auf sich aufmerksam gemacht und die Fachwelt überzeugt. Seit 1990 spielt das Trio in unveränderter Besetzung zusammen. „Die Welt“ beschreibt die Musiker als „Überflieger der Jazzszene“. Besonders das Klavierspiel steht bei dieser Gruppe im Vordergrund und schafft ein Gefühl von Leichtigkeit und Wärme.
Nguyên Lê
Der Name des Franzosen mit vietnamesischen Wurzeln klingt genauso exotisch wie seine Musik. Sie lässt sich nicht beschreiben. Ein großes Maß an Rock, Funk und Jazz und dazu noch ethnische Musik mit kubanischen und afrikanischen Rhythmen vermischen sich in seinen Konzerten. Der Gitarrist gilt in der internationalen Jazzszene als einer der Besten seines Faches. Mit ihm wird unter anderem die Sängerin Himiko Paganotti nach Halberstadt kommen. Ihr Programm „Songs of Freedom“ ist eine Hommage an die Rockmusik der späten 60er und der 70er Jahre. Dabei greift der 1959 geborene Gitarrist nicht nur auf eigenes Liedgut zurück, sondern nimmt sich völlig selbstverständlich die Freiheit Songs von den Beatles (Come Together), Stevie Wonder (Pastime Paradise) und Led Zeppelin (Whole Lotta Love) neu zu interpretieren. Heraus kommt dabei ein abstraktes Kunstwerk, das wie ein entfernter Verwandter der Originalversion klingt.